Freitag, 27. April 2007

Geleitwort

Ich habe meine Kurzgeschichten als gebundene Bücher herausgegeben. Für das Buch "Brigittes Bar" hat Frau Christel Kruse das folgende Vorwort geschrieben:

Anton Stötter macht mit seinen Kurzgeschichten Mut. Er will zeigen, wie er mit seinem Leben zurecht gekommen ist, das ihn in Kontakt mit der Psychiatrie führte.

Die autobiographischen Geschichten werfen ein Schlaglicht auf die Erlebniswelt eines intelligenten, sensiblen Jungen, der im konservativen Allgäu aufwächst, und auf verschlungenen Pfaden schließlich zu einer befriedigenden persönlichen Lebensform findet.

Ich kenne Anton Stötter seit vielen Jahren. In der Einsamkeit des Einzelgängers, allein gelassen mit seinen Ängsten und Zweifeln in einer Umgebung, die ihn nicht versteht, entwickelt sich allmählich eine schwere psychische Erkrankung. Über Jahre konnte ich miterleben, wie er allmählich lernt sich zu öffnen. Im Kontakt und Dialog mit seinen Mitmenschen entdeckt er seine individuellen Möglichkeiten, sich auszudrücken und mitzuteilen: Er beginnt zu malen und zu schreiben.

Seine Arbeiten finden eine beachtliche Resonanz und helfen ihm entscheidend bei der Suche nach der eigenen Identität. Diese Entwicklung ist nicht abgeschlossen – sie wird auch für ihn ein oft mühsamer Prozess sein.

Sein großes Thema, „wie Leben gelingen kann" durchzieht alle Geschichten; immer geht es dabei auch um Distanz und Nähe: Beides kann zu Angst, Einsamkeit und Unbehagen führen.
Einen großen Stellenwert nimmt in diesem Suchprozess das Thema Liebe ein, das er durchaus nicht nur im Sinne von Sex versteht, wie die Kurzgeschichten deutlich vermitteln. Er wünscht sie sich als Beweggrund im Umgang der Menschen miteinander, und setzt sich dafür ein, einander anzunehmen wie man (geschaffen worden) ist.

Getragen wird dieser Selbstfindungsprozess des Anton Stötter jedoch von einer religiösen Suche.

Als sehr ernsthaftes Kind, leidet er unter notorischen Ängsten. Trotz der dabei ausgelösten Glaubenszweifel, findet er schließlich doch den Weg zu Gott. Der Wunsch, aus dem seelischen Elend seiner Psychose-Erkrankung und dem beruflichen „Scheitern" als Schlosser zu einem erfüllteren Leben zu finden, lässt ihn die Suche nach Gott nicht aufgeben.

Seine Kurzgeschichten können anderen Psychiatriepatienten Mut machen, angesichts einer wachsenden gesellschaftlichen Erwartung stromlinienförmigen Verhaltens, der sie nicht entsprechen können, mutig ihren eigenen Weg zu suchen auch außerhalb der ausgetretenen Pfade.

Christel Kruse